Text: Dr. Nina Krüger, Foto: dennis jacobsen / Stock.adobe.com
Liebe Leserinnen und Leser
das neue Jahr hat zwar noch nicht begonnen, wenn dieses Heft erscheint, dennoch trägt es bereits die Nummer 1 des Jahres 2024 – also des Jahres, welches im Zeichen des Kiebitz steht. Er wurde in der jährlich stattfindenden, mittlerweile öffentlichen Wahl mit rund einem Viertel der 120.000 Stimmen zum Vogel des Jahres gewählt und macht einmal mehr darauf aufmerksam, dass wir kaum noch Platz in unseren Landschaften lassen, selbst für einstige Allerweltsarten und Kulturfolger.
Es ist weniger der Klimawandel, den uns der letzte und heißeste Herbst seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ins Bewusstsein gerufen hat, sondern die schwindenden Lebensräume durch die intensive Landwirtschaft und der enorme Prädatorendruck, der auf den verbliebenen, teils nur suboptimal geeigneten Flächen herrscht, die es dem Kiebitz, der als Teilzieher bis nach Nordafrika wandert, schwer machen.
So gilt der Kiebitz europaweit bereits als gefährdet und in Deutschland sogar als stark gefährdet. In den letzten 30 Jahren ist die Zahl der Brutpaare um mehr als 85 Prozent eingebrochen, und nur noch wenige Paare schaffen es, die statistisch notwendigen 0,8 Küken pro Gelege großzuziehen, die langfristig benötigt werden, um die Art auch in der Zukunft mit einem günstigen Erhaltungszustand zu bewahren. Mehr zum Leben und Überleben des Vogels des Jahres erfahren Sie ab Seite 74.
Welchen Platz Kiebitze und auch viele weitere Arten benötigen, hängt zwar stark von der Qualität des jeweiligen Lebensraumes ab – und somit zum Teil auch von unseren menschlichen Interessen und Nutzungsaktivitäten – ist aber auch von Art zu Art verschieden und wird selbst von der Größe des Individuums beeinflusst. Während einige Arten in Kolonien brüten oder nur ein schwach ausgeprägtes Territorialverhalten zeigen, wie zum Beispiel viele Finkenarten (mehr zur Bestimmung von Finken, finden Sie ab Seite 24), haben andere ein ausgesprochenes Platzbedürfnis und besondere Lebensraumansprüche, die nur wenig Konkurrenz zulassen. Welche Ansprüche Rotkehlchen, Gimpel und Geier an ihr Revier haben, lesen Sie ab Seite 58. Genießen Sie die kleine Auszeit vom Alltag, die Sie sich selbst mit jeder Ausgabe des Magazins schenken.
Ihre
Dr. Nina Krüger