Kein Nationalpark Ostsee

Text & Foto: Jan Goedelt – www.natur-linse.de

Der Streit um die Errichtung des geplanten Nationalparks Ostsee, dargestellt in der Ausgabe 6/2023, ist entschieden: Die schleswig-holsteinische Landesregierung hat die Prüfung, ob ein Nationalpark in der Ostsee etabliert werden kann, eingestellt. Es wäre dringend eine nachhaltige Unterschutzstellung – auch von Strandbereichen – notwendig gewesen. Nun ist eine Alternative zum Nationalpark ausgearbeitet worden.

Bislang ist es nicht gelungen, die Ostsee vor schädlichen Einflüssen wie Überfischung, hohen Nährstoffzuflüssen, intensiver Nutzung durch Schifffahrt sowie Freizeitsportler ausreichend zu schützen. Da Sauerstoff- und Salzgehalt immer weiter sinken, entstehen sogenannte Todeszonen in der Ostsee. Ein wesentlicher Grund für den schlechten Zustand von Tierarten und Lebensräumen liegt ferner im Fehlen von Rückzugsmöglichkeiten und Ruhebereichen vor von Menschen verursachten Störungen. Die Errichtung eines Nationalparks als ein großflächiges Schutzgebiet hätte ein guter Ansatz für einen wirksamen und nachhaltigen Schutz – auch für nachfolgende Generationen – sein können. Diese Idee ist nun gescheitert. Zwar enthielten die von der Landesregierung geplanten Eckpunkte eines möglichen Nationalparks Ostsee bereits viele Kompromisse zugunsten von Wirtschaft, Fischerei, Hobby und Tourismus; dennoch waren der Druck und Widerstand der Gegner so groß, dass die Planungen eingestellt worden sind.
Die Einrichtung eines Großschutzgebiets hätte ein gutes und wichtiges Zeichen für den Natur- und Artenschutz in Zeiten des Artensterbens und des ­Klimawandels sowie für einen nachhaltigen Tourismus sein können, aber offensichtlich besteht derzeit in Deutschland kein ausreichendes Interesse am intensiven Schutz der Artenvielfalt und der Natur im Ganzen.

Stattdessen Aktionsplan

Stattdessen soll es einen „Aktionsplan Ostseeschutz 2030“ geben, durch den der Zustand und der Schutz der Ostsee Verbesserung erfahren soll. So ist geplant, 12,5 Prozent der schleswig-holsteinischen Ostsee unter strengen Schutz zu stellen. Dafür will die Landesregierung drei Naturschutzgebiete neu ausweisen. Darüber hinaus erhalten drei bereits ausgewiesene Natura-2000-Gebiete, die zusammen etwa 4,5 Prozent der Ostseefläche Schleswig-Holsteins ausmachen, einen strengeren Schutzstatus. Des Weiteren will die Landesregierung Zielvereinbarungen mit der Landwirtschaft schließen, um auch über die bereits bestehenden Minderungsziele der Düngeverordnung die Nährstoffeinträge zu reduzieren. Für die Belange des Natur- und Artenschutzes in und an der beeinträchtigten Ostsee erweist sich dieser Aktionsplan jedoch als unzureichend.

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