Nordische Wintergäste – Zwerg- und Singschwäne im Emsland

Text und Fotos: Andreas Schüring

Bei kaum einem anderen Vogel zeigt der Rhythmus der Liebe mehr Eleganz als bei den Schwänen. Vielleicht inspirierte Pjotr Iljitsch Tschaikowski dieses Liebesspiel zu der Komposition seines berühmten Balletts „Schwanensee“. Eines ist jedoch sicher, er verhalf den Vögeln zu ungeahntem Ruhm.

Der Mythos Schwan ist unumstritten. Ob nun bei den alten Griechen, wo Zeus Leda in Schwanengestalt umgarnte, oder bei den Germanen, die den imposanten Vogel als Bindeglied zwischen Leben und Tod sahen. Bis heute hat sich in unserem Wortschatz die ihm zugesprochene hellseherische Kraft erhalten, wie der Ausspruch „es schwant mir“, zeigt. Und wer kennt ihn nicht, den Märchenklassiker „Das hässliche Entlein“, in dem Hans Christian Andersen den Schwan als Wandlungssymbol ehrt. Aristoteles wiederum sah in den Schwänen die Seelen verstorbener Dichter.
Wahrscheinlich ist es in erster Linie das Weiß des Gefieders, ein Symbol des Lichts, der Reinheit und der Tugend, die ihn in der Mythologie derart etablierte.

Die jüngste Ehrung erfuhren die Vögel wohl durch den finnischen Künstler Pertti Mäkinen, der für seinen Entwurf der landeseigenen Euromünze zwei Singschwäne wählte.

Die monogamen Schwäne festigen ihre Beziehung durch zärtlich anmutende Gesten. Foto: Andreas Schüring

Vögel des Nordens

Singschwäne brüten in den Wäldern Nordskandinaviens sowie Nord- und ­Ostfinnlands, wobei diese Art eine ­zunehmende Verbreitungstendenz in Richtung Süden zeigt. Selbst in Südskandinavien, im Baltikum, in Polen und sogar vereinzelt in Deutschland und den Niederlanden konnten Bruten nachgewiesen werden. Der Zwergschwan ist hingegen ausschließlich in der russischen Taiga und Arktis, jenseits der nördlichen Waldgrenze, von der Kolahalbinsel bis nach Ostsibirien zu Hause.

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