Erneute Usutu-Welle In Deutschland

Text und Fotos von Dr. Stefan Bosch

Seit 2010 kursiert das durch Stechmücken übertragene Usutu-Virus in Deutschland und hat in drei Wellen viele Amseln das Leben gekostet. In diesem Sommer traf ein ­erneuter Ausbruch vor allem Nordwestdeutschland.

Im zu Ende gehenden Sommer kam es erneut zu einem Amselsterben durch Usutu-Viren, die schon längere Zeit für Ausbrüche mit Vogelsterben in Europa sorgen. 2010 wurde das Virus in Deutschland erstmals in Stechmücken entdeckt. Danach kam es 2011 zu einem Ausbruch im Rheintal, 2016 in Nordrhein-Westfalen und 2018 in Nord- und Ostdeutschland. Zwischen den Ausbrüchen trat das Virus kaum in Erscheinung.
Anders nun im Sommer 2024: Bereits im Juli stiegen die Verdachtsmeldungen auf dem NABU-Meldeportal. Im August schnellten die Zahlen dann vor allem in der zweiten Monatshälfte in die Höhe. Bis zum 1. September wurden 14.159 tote und etwa 6.700 kranke Amseln gemeldet. Schwerpunkte konnten anhand der Meldungen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen identifiziert werden. Dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin Hamburg (BNITM) wurden bis Ende August 500 tote Vögel eingesandt, 2023 waren es insgesamt 100. In etwa 25 Prozent der untersuchten Vögel konnte das Institut das Virus nachweisen.

Von Mücken übertragen
Stechmücken übertragen die Viren beim Blutsaugen. Dass es jetzt erneut zu einem Ausbruch kam, lag sicherlich an der Witterung: Feucht-warme Sommer begünstigen die Vermehrung sowohl von Stechmücken als auch der Viren, vor allem im warmen Spätsommer. In infizierten Vögeln vermehren sich die Viren, breiten sich im gesamten Körper aus und befallen lebenswichtige Organe. In ihnen sind bei toten Amseln Viruspartikel nachweisbar, die auch die Symptome betroffener Amseln erklären: Sie wirken krank, aufgeplustert und apathisch, zeigen keine Scheu oder Fluchttendenz, eine schnelle Atmung, Schwindel, Torkeln, Krampfanfälle und Abgang von weißem Kot. Viele Amseln überleben eine Usutu-Infektion nicht. Deshalb kam und kommt es auch zukünftig immer wieder zu Einbrüchen im Amselbestand, die kaum oder nur langsam wieder ausgeglichen werden. In Hamburg führte das Usutu-Virus 2018 zu einem Rückgang um 40 Prozent, von dem sich der Bestand bis heute nicht erholt hat.

Mehr lesen im aktuellen Heft 06-2024..