Ausbau trotz Bedrohung

Text: DDA/Dr. Nina Krüger Foto: okuephotography / Marc / stock.adobe.com

Forschungsergebnisse des Seevogelmonitorings des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten zeigen die Auswirkungen von Windkraft auf bedrohte Seevogelarten. Die standardisierten, seit mehr als 25 Jahren erhobenen Monitoringdaten und Auswertungen über das Vorkommen von Seevögeln in der deutschen Nord- und Ostsee können helfen, den geplanten Windkraftausbau möglichst naturverträglich zu gestalten.

V  iele Seevogelpopulationen in der gesamten Nordsee befinden sich in einem schlechten Erhaltungszustand. Ihre Bestände gehen zurück und der Fortpflanzungserfolg einiger Arten ist so niedrig, dass weitere starke Rückgänge zu erwarten sind. Gleichzeitig beeinträchtigt und gefährdet die menschliche Nutzung der Nordsee Seevögel in vielfältiger Weise. Durch den Bau zahlreicher Offshore-Windkraft-Parks (OWP) ist die von menschlicher Nutzung beeinträchtigte Fläche in den letzten Jahren stark gestiegen. Durch den geplanten, weiteren Ausbau ist zu erwarten, dass diese Flächennutzung in den nächsten Jahrzehnten stetig steigen wird. Durch eine Steigerung der Nutzungsintensität ist eine weitere Verschlechterung des Zustands von Seevögeln zu erwarten.

Kompromisse notwendig
Um die Konflikte zwischen dem Ausbau alternativer Energien und dem Artenschutz zu entschärfen, haben sich der Dachverbandes Deutscher Avifaunisten (DDA), das Forschungs- und Technologiezentrum (FTZ) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und andere Institute und Arbeitsgruppen Monitoringdaten und deren Auswertungen angesehen und eine Gefährdungskarte erstellt, die bei der Planung des weiteren Ausbaus der Windenergienutzung in der deutschen Nordsee unterstützen soll. Der DDA legte nun die Sammlung mit den eindrücklichsten Forschungserkenntnissen vor und empfiehlt die Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfungen, trotz beschleunigter Genehmigungsverfahren. Die wissenschaftlichen Ergebnisse werden in Form einer Sensitivitätskarte präsentiert, die deutlich zeigt, welche Gebiete besonders betroffen sind und von Seevögeln gemieden werden. Grundlage sind aktuelle Studien, die zeigen, wie Seevogelarten auf OWPs reagieren. Insbesondere Sterntaucher, Prachttaucher und Trottellummen meiden den Bereich der OWPs sehr stark (Reduktion der Individuenzahl um 90 bis 95 Prozent) und bis in weite Entfernungen (Seetaucher bis in 12 Kilometer, Trottellummen bis 20 Kilometer). Auch andere Seevogelarten meiden die ­Offshore-Anlagen deutlich, jedoch über geringere Distanzen.

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