Text: Dr. Nina Krüger, Foto: drakuliren / Stock.adobe.com
Liebe Leserinnen und Leser,
haben Sie es bemerkt? Wir sind schon wieder bei der letzten Ausgabe des Jahres 2023 angelangt, und nach den letzten heißen Tagen im September hat sich der Herbst fast unbemerkt herangeschlichen. Damit beginnt die wunderbare Zeit des Vogelzuges und ich sitze schon auf gepackten Taschen, um diese schöne Jahreszeit auf der Nordseeinsel Helgoland zu begrüßen. Nach den weniger erfreulichen Meldungen über die Vogelgrippe in den Seevogelkolonien, hoffe ich Ihnen dieses Mal eine frohere Botschaft von der Reise mitbringen zu können. Sie erfahren alles darüber in der aktuellen Podcast-Folge (hier gehts zum Podcast), die ich für Sie auf der Reise aufgenommen habe. Es erwarten Sie spannende Gespräche und exklusive Insider-Tipps.
Im Herbst werden auch die Kandidaten für die Wahl des „Vogel des Jahres 2024“ bekannt gegeben, für die Sie bis zum 5. Oktober abstimmen konnten (ab Seite 70). Die Bekanntgabe erwartet Sie dann wie gewohnt in der Ausgabe 1/2024, die am 5. Dezember 2023 erscheinen wird. Während im letzten Jahr das Braunkehlchen das Rennen gegen Feldsperling, Trauerschnäpper, Neuntöter und Teichhuhn gewann, sind es in diesem Jahr Kiebitz, Rebhuhn, Steinkauz, Wespenbussard und Rauchschwalbe, die auf ihre Bedrohungslage aufmerksam machen wollen. Sie alle haben eines gemeinsam: Ihre Bestände kranken an menschengemachten Ursachen – Lebensraumverlusten, Insektenschwund und fehlender Toleranz gegenüber unseren Mitgeschöpfen.
Bis auf den Wespenbussard sind alle Kandidaten ursprüngliche Kulturfolger, denen ihre selbst gewählte Nähe zum Menschen nun Probleme bereitet. Das Schicksal des Rebhuhns liegt mir dabei besonders am Herzen und es hat meine Stimme zum Vogel des Jahres sicher. Als Bodenbrüter und Hühnervogel ist es nur selten in der Luft zu sehen und scheint vielleicht dadurch schon fast in Vergessenheit geraten zu sein. Noch in meiner Kindheit waren Rebhühner bei uns keine Seltenheit, nun ist es schon etliche Jahren her, dass ich die letzte Kette über einen Rübenacker habe streichen sehen. Es wäre schade, wenn die Charakterart endgültig aus unseren Kulturlandschaften verschwindet. Schenken Sie daher auch den unscheinbaren Kandidaten Ihre Aufmerksamkeit. Sie haben es genauso verdient wie die schillernden Arten.
Ihre
Dr. Nina Krüger