Text & Foto: Jan Goedelt – www.natur-linse.de
Das typische Landschaftsbild in Deutschland wird durch Agrarflächen dominiert, welche mehr als die Hälfte der Landesfläche einnehmen. Vielfach sind daher ursprüngliche Biotope nicht mehr vorhanden, sodass zahlreiche Tier- und Pflanzenarten gezwungen sind, auf Ersatzbiotope auszuweichen. Anhand von Beispielen aus der Vogelwelt soll in diesem Beitrag beleuchtet werden, wie diese Arten mit den neuen ökologischen Anforderungen zurechtkommen.
Die Landwirtschaft hat in den vergangenen Jahrtausenden unser Landschaftsbild nachhaltig beeinflusst. Derzeit werden mehr als 50 Prozent Deutschlands landwirtschaftlich genutzt, wobei die nördlichen und östlichen Bundesländer die meisten Flächenanteile haben. Spitzenreiter ist Schleswig-Holstein mit rund 68 Prozent. Die Intensivierung der Landwirtschaft seit den 1960er-Jahren und die darauf folgende Flurbereinigung führten zwar zu einer deutlichen Erhöhung der Erträge auf den Anbauflächen, allerdings auch zu einem erheblichen Verlust an Lebensräumen. Weitere zur Zerstörung von natürlichen oder naturnahen Lebensräumen führende Nutzungsformen sind vor allem die Siedlungsbereiche, Straßen, der Abbau von Kohle, Sand und Kies.
Vorwiegend menschgemacht
Sogenannte Primärbiotope, das heißt nicht oder schon sehr lange nicht mehr durch menschliche Eingriffe veränderte Biotope, sind in Deutschland kaum noch vorhanden. Dazu zählen etwa Hochmoore, die sich über Jahrtausende hinweg entwickelt haben, doch nun durch Entwässerung, Torfabbau und Nährstoffeintrag gefährdet sind. Rund 95 Prozent der Moore in Deutschland sind mittlerweile zerstört. Weitere ursprüngliche natürliche Biotope sind beispielsweise unbegradigte Bäche und Flussauen sowie Dünenlandschaften. Durch die menschliche Nutzung entstandene, halb natürliche Biotoptypen werden zum Beispiel durch Feuchtgrünländer, trockene Magerrasen, Heideflächen, Hecken und Feldgehölze gebildet. Insoweit herrschen in Deutschland hauptsächlich Sekundärlebensräume vor, also nicht natürlich entstandene, sondern durch menschliche Aktivität hervorgerufene Biotope, die – gewollt oder zufällig – zu Lebensräumen für unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten geworden sind. Hierunter fallen Steinbrüche, Randbereiche des Braunkohlentagebaus, Friedhöfe, Talsperren, Polder, Gebäude und auch Gärten. Solche Sekundärbiotope bieten den Tier- und Pflanzenarten häufig Ausweichmöglichkeiten, weil andernorts der natürliche Lebensraum nicht mehr vorhanden ist.