Text und Fotos: Sebastian Conradt
Eine vielfältige Landschaft, keine Bodenprädatoren, Insellage ohne Anbindung an das Festland, offene See und Wattenmeer – das sind die Zutaten für einen ornithologischen Hotspot. Ein herausragendes Beispiel dafür liefert die nordfriesische Insel Amrum, die immer einen Besuch wert ist, auch in der kühleren und kalten Jahreszeit zwischen dem Herbst und dem zeitigen Frühjahr.
Es erscheint wie eine Mondlandschaft um mich herum. In alle Himmelsrichtungen reihen sich braungraue Hügel und Krater unendlich auf, Sand mit einer dunklen Auflage aus schütterer, niedriger Vegetation. Der Blick verliert sich im feuchten Nebel, der sich zu lichten beginnt, darüber ein blassblauer Winterhimmel. Es ist einsam. Unter mir gibt glücklicherweise ein solider Bohlenweg den Füßen Halt, und er bietet Orientierung: Hinter mir liegt Süddorf, vor mir, irgendwo, der weite Strand. Auch das gelegentliche Aufblitzen des Leuchtturms lässt erahnen, wo ich mich befinde – inmitten der Dünenlandschaft im Westen der Insel Amrum.
Vielfältige Landschaft
Vom Leuchtturm aus ist die klare landschaftliche Gliederung von Amrum erkennbar: Im Westen grenzt der riesige Kniepsand die Insel zur offenen Nordsee ab. Einst war er eine vorgelagerte Sandbank, die heute fest mit der Insel verbunden ist und einen bis zu eineinhalb Kilometer breiten Strand von der Nord- bis zur Südspitze bildet. Landeinwärts steigt der Kniepsand zu einer weiten Dünenlandschaft auf, die fast die Hälfte der Inselfläche ausmacht und vollständig unter Naturschutz steht. Bis zu 32 Meter hoch sind die Weißdünen, die in die stärker bewachsenen Grau- und Braundünen übergehen. Im Norden laufen die Sandberge in die Amrum-Odde aus, ein vom Verein Jordsand betreutes Seevogelschutzgebiet, das im Sommer von Tausenden Brutpaaren der Heringsmöwe und weiteren Arten besiedelt wird. Weiter östlich schließt sich an den Dünengürtel eine ausgedehnte Wald- und Heidelandschaft an, ganz im Osten der Insel fällt grünes Marschland mit Weiden und (Salz-)Wiesen zum Wattenmeer ab, das bei jeder Ebbe trockenfällt. Dazwischen liegen malerische Ortschaften: im Süden Wittdün mit dem Fähranleger, gleich dahinter die kleinen Orte Süddorf und Steenodde. Folgt man der Straße weiter nach Norden, gelangt man nach Nebel mit seiner Windmühle und der hoch aufragenden Kirche Sankt Clemens. Norddorf bildet den Abschluss des besiedelten Gebietes von Amrum.