Text: Dr. Nina Krüger, Foto: dieter76 / Stock.Adobe.com
Liebe Leserinnen und Leser,
nach dem „Vogel des Jahres“ ist nun auch der „Seevogel des Jahres 2025“ bekannt gegeben worden (mehr dazu ab Seite 74). Auch hier fiel die Wahl auf eine vermeintliche „Allerweltsart“, die von vielen immer noch als so häufig wahrgenommen wird, dass eine Gefährdung nicht augenscheinlich ist. Wie bei dem „Vogel des Jahres“ wird auch der Bestand der Lachmöwe zwar noch nicht als gefährdet eingestuft, dennoch sind starke Rückgänge zu verzeichnen. Gründe dafür sind – wie meist – vornehmlich menschengemacht. Zuerst einmal scheint der Klimawandel der kleinen Möwe zu schaffen zu machen. Ihre Brutgebiete im Binnenland fallen trocken und zudem werden die Vögel an den Küsten von häufiger werdenden sogenannten Kükenfluten beeinträchtigt. Hinzu kommt die Verknappung ihrer Nahrung durch die intensive menschliche Nutzung von Agrarland oder Fischbeständen. Aber auch die Vogelgrippe hat in den vergangenen Jahren zu herben Verlusten geführt. Insgesamt soll die Wahl darauf aufmerksam machen, dass Schutzmaßnahmen nicht erst dann greifen dürfen, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Dafür ist die Lachmöwe eine wunderbare Symbolart, die hoffentlich die richtigen Signale sendet.
Denn viele Arten, die von uns vielleicht schon als selbstverständlich hingenommen werden und nur noch selten einen zweiten Blick verdienen, verabschieden sich klammheimlich aus unseren Landschaften. Auch der Feldsperling gehört dazu. Leicht mit dem Haussperling zu verwechseln, kommt er mancherorts noch recht zahlreich vor, anderenorts hat er jedoch bereits ganze Landstriche nahezu vollständig geräumt. Nicht immer sind die Gründe dafür so offensichtlich wie beim gebäudebrütenden Hausrotschwanz oder der opportunistischen Lachmöwe. In vielen Fällen benötigt die Wissenschaft noch belastbare Daten, um die Ursachen zuverlässig benennen zu können (mehr dazu ab Seite 12). Daher rufen wir Sie dazu auf, nicht nur bei bekannten Citizen-Science-Projekten wie der „Stunde der Wintervögel“ mitzumachen – hierzu folgt ein ausführlicherer Bericht der Ergebnisse in der nächsten Ausgabe des Magazins – sondern auch bei weniger populären und bekannten Untersuchungen.
Nicht zuletzt beginnt der Schutz der Vogelwelt und unserer Naturräume vor der eigenen Tür. In unserer aktuellen Podcastepisode geht es passend zum nahenden Frühling um den vogelfreundlichen Garten und die passenden Nisthilfen für heimische Vögel. Jede und jeder von uns kann das Zünglein an der Waage sein.
Ihre,
Dr. Nina Krüger