Rastende Garten­spottdrossel

Text & Foto: Stefan Pfützke / green-lens.de

Seit Anfang September 2024 hält sich eine Gartenspottdrossel in der Nähe von Bonn auf. Bis Redaktionsschluss wurde sie dort immer wieder dabei beobachtet, wie sie von den Äpfeln fraß oder Insekten nachjagte.

Obwohl die Spottdrossel eine Apfelbaumreihe inmitten der Agrarlandschaft bevorzugt, ­wurde sie offenbar auch schon in mehreren Hundert Metern Entfernung von ihrem Lieblingsplatz beobachtet.
Der etwa 25 Zentimeter große Vogel hat ein graues bis dunkles Gefieder und eine helle Unterseite sowie relativ lange Beine, einen langen Schnabel und Schwanz. Die Gartenspottdrossel ist in großen Teilen der USA und Mexikos weit verbreitet. Sie kommt nordwärts bis in den Süden Kanadas vor, wobei sich die Verbreitung Richtung Norden mehr und mehr ausdünnt; die südliche Grenze liegt im Süden Mexikos. In ihrem Verbreitungsgebiet ist die Gartenspottdrossel ein recht häufiger Vogel, der eine Vielzahl von Lebensräumen besiedelt. Gartenspottdrosseln, Northern Mockingbird in ihrer englischsprachigen Heimat genannt, bevorzugen offene Lebensräume mit niedrigem Gebüsch und spärlichem Baumbewuchs. Die Vögel lieben einzeln stehende Büsche im Grasland und in Savannen, sind aber auch an Wald- und Wüstenrändern zu finden. Außerdem bewohnt die Art städtische Gebiete wie Parks und Gärten. Spottdrosseln ernähren sich von Insekten, Früchten und Sämereien, sind also im Bezug auf die Nahrungswahl ebenso flexibel wie bei der Lebensraumwahl.


Als Nachahmerin gejagt
Die Gartenspottdrossel besitzt die Fähigkeit, alle möglichen Gesänge und Geräusche intensiv und oft perfekt zu kopieren und zudem sehr ausdauernd zu singen. Dieses Verhalten hatte vor allem im 18. und 19. Jahrhundert dazu geführt, dass die Spottdrossel in Freiheit immer seltener wurde, weil sie als Käfigvogel sehr beliebt war. Mittlerweile ist die Entnahme aus der Freiheit aber verboten und die Bestände haben sich gut erholt.
Doch obwohl die Gartenspottdrossel in Nordamerika recht häufig ist, taucht sie in Europa äußerst selten auf. Der Hauptgrund dürfte darin liegen, dass sie kein ausgesprochener Zugvogel ist, im Gegensatz zu manch anderen Irrgästen aus Nordamerika mit regelmäßigen Nachweisen in Europa. Nur die Spottdrosseln der nördlichen Bereiche ziehen im Winter südwärts, vorwiegend ist die Art aber ein Standvogel. Ungeachtet dessen gibt es aus Europa Nachweise, von denen aber einige von den jeweils zuständigen Länderkommissionen als Gefangenschaftsflüchtlinge oder als „Herkunft ungeklärt“ eingestuft wurden. Als Wildvögel wurden hingegen drei Nachweise aus Großbritannien (August 1982, Mai 1988 und Februar bis Mai 2021) und einer aus den Niederlanden (Oktober 1988) anerkannt.

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