Text & Foto: Stefan Pfützke / green-lens.de
„Das Phantom der Ökos“ – so titelte einst eine große deutsche Boulevardzeitung. Gemeint war damit der Wachtelkönig. Nach Darstellung der Zeitung hatte diesen Vogel kaum jemand zu Gesicht bekommen. Dennoch genügte dessen Anwesenheit, dem Umweltrecht sei Dank, dass Bebauungspläne gekippt wurden oder aber deutlich modifiziert werden mussten.
Die Vorkommen der nur etwa 1.300 bis 2.000 Brutpaare sind in Deutschland aus gutem Grund streng geschützt. Denn die Art wird als vom Aussterben bedroht in der aktuellen Roten Liste der Brutvögel Deutschlands geführt. Die Schwerpunktverbreitung des Wachtelkönigs liegt hierzulande in der Norddeutschen Tiefebene, wobei der Nordosten und Osten dichter besiedelt sind als der Westteil, wo vor allem die Flusstalauen auffällige Schwerpunkträume der Verbreitung abbilden.
Einst häufig und verbreitet
Der Wachtelkönig war nicht immer so selten. Doch sind seine Bestände, wie bei allen Vogelarten des Grünlandes, aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft stark zurückgegangen. So war der Wachtelkönig zum Beispiel in Niedersachsen und Bremen in den großräumigen Marschen und Niederungslandschaften von Elbe, Weser, Ems und deren Nebenflüssen bis in das späte 19. Jahrhundert ein häufiger und verbreiteter Brutvogel. Einer Schätzung zufolge könnte der Bestand damals alleine in Niedersachsen und Bremen bei deutlich über 4.000 Revieren gelegen haben, heute wird er auf weniger als 150 taxiert.
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte ein starker Rückgang ein, welcher sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fortsetzte. In den 1970er-Jahren war der Bestand des Wachtelkönigs in Niedersachsen und Bremen so weit reduziert, dass nicht mehr von einer sich selbst bestandserhaltenden Population ausgegangen werden konnte. Zudem war sie schon zu diesem Zeitpunkt von Zuwanderungen aus Osteuropa abhängig. Einwanderungsjahre aus dem Hauptverbreitungsgebiet dieser Rallenart führten anschließend zwar immer wieder einmal zu Wiederbesiedlungen von zuvor bereits lange Jahre verwaisten Brutgebieten und zeitweiligen Zunahmen der Brutbestände, diese Entwicklungen waren jedoch nie von langer Dauer.
Ein weiterer Bestandsrückgang setzte dann um 2018 ein, der nun auch Gebiete betraf, in denen die Managementmaßnahmen auf die Belange der Brutphänologie des Wachtelkönigs abgestimmt sind.