Text: Dr. Nina Krüger. Bild: Peter / Stock.Adobe.com
Liebe Leserinnen und Leser,
kaum vier Wochen ist es her, dass die Deutschen ihre alte Regierung abgewählt haben. Dass die Wahl viel schlimmer hätte ausgehen können, ist aber leider noch lange kein Grund zum Aufatmen. Vielmehr scheint es so, als würde sich die Welt seither nur noch schneller drehen. Ein potenziell historisches Ereignis jagt das nächste, Klimaabkommen werden gekündigt, Unterstützungen gestrichen und die Ellenbogen ausgefahren. Vielleicht geht es Ihnen auch so: Mich kostet es mittlerweile fast schon Überwindung, am Morgen die Nachrichten einzuschalten. Die Schreckensmeldungen dies- und jenseits des Großen Teiches machten schon so manches Mal fassungslos und schienen aus dem Drehbuch der Science-Fiction-Satire „Idiocracy“ zu stammen – oder schlimmer noch, einem Geschichtsbuch.
Leicht könnte man sich jetzt davon entmutigen lassen, Klima, Artenvielfalt, Menschheit oder gleich den ganzen Planeten abschreiben und mit dem Kopf im Sand auf das Ende warten. Aber frei nach Oscar Wilde „wird am Ende alles gut, und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende“. Ein Satz, der mich schon in den dunkelsten Stunden aufgeheitert hat und jetzt zu einer Art Mantra der Hoffnung geworden ist. Denn was haben wir dem Irrsinn sonst entgegenzusetzen, als die Hoffnung, dass am Ende doch das Gute siegt? Und tatsächlich gibt die Geschichte solchen Gedanken recht – Fortschritt verläuft meist nicht gradlinig, aber trotz Rückschlägen in nur eine Richtung, nämlich vorwärts. Angst und Hoffnungslosigkeit hingegen sind Instrumente, die Menschen lenkbar und gefügig machen. Lassen Sie uns also nicht zum Spielball werden, lassen Sie uns offenherzig und ambitioniert bleiben. Jeder kann etwas bewegen – selbst der Flügelschlag des Schmetterlings kann ungeahnte Effekte haben.
Gönnen Sie sich ab und zu eine Auszeit vom Weltgeschehen und lassen sich in unsere wunderbare Welt der Vögel entführen. In unserem Heft finden Sie wie immer spannende Themen aus vielfältigen Bereichen der Ornithologie, wunderschöne Bilder und viele nützliche Tipps. Kürzlich habe ich ein Interview gegeben und wurde dabei gefragt, welcher mein persönlicher Nummer-Eins-Tipp für Einsteiger und Fortgeschrittene sei. Die Antwort fiel mir ganz leicht: „Einfach machen. Es gibt immer etwas zu entdecken. Birding ist für alle da.“ Sobald Sie draußen sind, werden Sie merken, wie leicht es Ihnen fällt, alles andere zu vergessen – zumindest für einen kurzen
Moment.
Ihre
Dr. Nina Krüger